Strategischer Übergang

Uns Meindorfern dürfte nicht wirklich bewusst sein, welche geschichtliche Bedeutung unser Dorf über die Jahrhunderte hatte. An dieser Stelle soll aber nur ein ganz spezieller Aspekt betrachtet werden, nämlich die strategische Bedeutung der Meindorfer Furt. Die Furt kann man nur noch erahnen, ihre Bedeutung ist heute gleich Null. Aber das war früher eben völlig anders.
Zwei geschichtliche Ereignisse werden an dieser Stelle herausgegriffen. Obwohl sie einige hundert Jahre auseinander liegen, gibt es vergleichbare Fakten. Der erste Zeitraum liegt im Juni 1796, der zweite im März 1945.

Die Schlacht von Siegburg, 1796

Mit dem Waffenstillstand vom 23. November 1795 waren die beiden französischen Revolutionsarmeen unter den Generälen Jourdan und Moreau  durch die Hauptstreitmacht der Habsburger Monarchie getrennt. Im Mai des darauffolgenden Jahres wurde der Waffenstillstand durch Österreich wieder aufgekündigt, womit die Franzosen zum Handeln gezwungen wurden.
Die „Schlacht von Siegburg“ war der erste Schritt der französischen Offensive über den Rhein, welcher die Hauptkampagne des Jahres 1796 werden sollte. Mit einigen Divisionen wurde bei Düsseldorf der Rhein
überschritten, die sich dann südlich gegen Siegburg wandten.
Als der Prinz von Württemberg die erste Nachricht von der Vorrückung der Franzosen gegen die Sieg vernahm, fasste er den Entschluss, ihnen mit einem Teil seines ohnehin schwachen Corps entgegen zu gehen. General Kienmaier erhielt den Befehl, mit einem ausgewählten Trupp den strategisch wichtigen Übergang der Furt bei Meindorf zu decken; vor allem aber den Feind an der Sieg  so lange aufzuhalten, bis die Truppen des Prinzen eingetroffen sein würden.
 Am 1. Juni 1796, bevor noch die Abteilungen, mit welchen der Prinz  dem Feinde entgegen gehen wollte, eingetroffen waren, hatte General Collaud schon die Furt bei Meindorf nach einem hartnäckigen Widerstand errungen und die leichten Truppen der Österreicher bis Hangelar zurückgeworfen. Dadurch aber wurde der Übergang der Division Lefebvre über die Agger bei Troisdorf erleichtert. Diese rückte nunmehr gerade auf Siegburg vor, indes General Collaud seinen Marsch längs dem linken Ufer des Flusses fortsetzte, und die Österreicher zum Verlassen der Brücke von Siegburg zwang. General Kienmaier zog seine Reserve bei Niederpleis zusammen. Mittlerweile waren die Truppen des Hauptcorps herbeigeeilt und er konnte dem von Meindorf anrückenden Feind entgegen marschieren. Dieser hatte indessen aber den größten Teil seiner Kavallerie über die Sieg gesetzt, schlug den General Kienmaier bis hinter einen engen Durchgang bei Warth zurück und nahm seine Stellung auf den Höhen bei Hennef ein. Lefebvre  lagerte bei Happerschoß hinter der Sieg. Der Verlust der Österreicher wurde mit 2400 Mann angegeben, tausend Gefangene wurden gemacht

Die letzten Kriegstage, 1945

Die Zeit um Ostern 1945 war für die Einwohner beidseitig der Sieg zwischen Siegburg und der Rheinmündung ganz besonders schwer. Die deutsche Wehrmacht hatte sich in diesem Bereich festgesetzt und leistete erbitterten Widerstand. Hier ging es auch um die Industrieanlagen in Troisdorf.

 

Der amerikanische Brückenkopf bei Remagen war inzwischen 16 km tief und 53 km breit. Es begann der letzte stürmische Vormarsch dieses Krieges. Bei uns an der Sieg blieb die Front weiter stehen, das Gebiet auf der Meindorfer Seite der Sieg war zwischen Siegburg und dem Rhein fest in amerikanischer Hand. Auf der Sieglarer Seite wusste man nicht was man mehr fürchten musste, den Artilleriebeschuss der Amerikaner oder die Drohungen der deutschen NS-Parteileute. Die Flakstellungen in Sieglar waren umfunktioniert für den Granatenbeschuss der Meindorfer Seite. Täglich war um die Osterzeit ein gegenseitiger schwerer Beschuss zu verzeichnen.
Nachts versuchten die Gegner auf die jeweils andere Seite zu gelangen um den Feind zu schwächen. Die Sieg hatte um Ostern 1945 einen relativ niedrigen Wasserstand, was den Übergang über die Meindorfer Furt erleichterte. Heute noch steht das Backsteinhaus „Am Weiher 7“, in dessen Giebelfenster die Amerikaner einen MG Posten eingerichtet hatten, der das gesamte Gebiet vom Dorf bis zur Furt einsehen konnte. Wie im Dorf berichtet wurde, war dieses MG in so manchen Nächten um Ostern zu hören. Pioniere der Amerikaner hatten auf den Feldern zwischen Dorf und Furt Alarmdrähte gespannt, die automatisch Leuchtraketen für eine Gefechtsfeldbeleuchtung auslösten.
Am 11. April wurde Sieglar von den Amerikanern eingenommen, wobei dies von zwei Seiten erfolgte. Über die Meindorfer Furt und über weitere Truppen, die bei Lohmar über die Agger gegangen waren. Als letztes gab die deutsche Wehrmacht in Bergheim auf. Der zweite Weltkrieg war an diesem Tag für Meindorf zu Ende.