Der Turmhof

Die im Mittelalter gebaute Burg zeigt, dass das Leben in dieser Zeit nicht einfach war. Ein wehrhafter Wohnturm sollte es sein, ausgerichtet auf den Schutz vor Resten versprengter, marodierenden  Truppen. Die genaue Rekonstruktion dieses Anwesens und seiner Lage ist schwierig, da nur noch unvollkommene Angaben vorliegen. Fest steht aber, dass Meindorf einen Wehrhof, ähnlich der noch existierenden „Wolfsburg“ in Schwarz-Rheindorf, besaß. In alten Karten ist der Turm noch eingezeichnet. Auch die Lage des alten Turmhofes kann mit ziemlicher Sicherheit benannt werden. Unklar ist, ob der Turm allein stand oder Teil eines Hofes war. Der Bau des Turmes wurde um 1600 vom Abt der Abtei des Michelsbergs veranlasst. Er diente dem Schutz der Meindorfer, aber auch der Überwachung der Sieg. Zur damaligen Zeit waren die Herrscher immer daran interessiert, Steuern aus allen Arten des Handels zu beziehen. Der Warentransport über die Sieg hin zum Rhein gehörte dazu.
Von der Bahnhofstraße zweigt eine kleine, leicht zu übersehende Gasse ab: die Turmhofgasse. Diese Gasse früher "Jörretz-Jässje" genannt, ist so alt wie der Turmhof.  Dort wo sie auf der Straße "Am Weiher" endet, hat der "Ihro Fürstlichen Durchlaucht“ Hof, der Thurnhof (Turmhof) gestanden. Es war wahrscheinlich der älteste Hof Meindorfs. Meindorf bestand damals neben der Turmhofgasse aus zwei Straßen: die Straße im Oberdorf, im heutigen Verlauf der Bahnhof- und Hofgartenstraße und der Straße zum Unterdorf und zur Sieg hin, heute Liebfrauenstraße / Am Weiher. Der Turmhof, eigenständig und wehrhaft, blieb außerhalb der Dorfumzäunung. Die erste Nennung geht auf das Jahr 1579 zurück, auf "Jan am Turm", gefolgt 1626 von dem Turmhalfen Kerstgen. Ein Halfe war in der damaligen Zeit ein Pächter mit besonderem Pachtvertrag. 200 Jahre war der Turm unter wechselnden Pächtern das bestimmende Wahrzeichen dieser Landschaft. Als letzter Besitzer wurde bis 1803 Franz Engels genannt, zur dieser Zeit war der alte Turmhof aber bereits schon verfallen.
In der Karte des Landmessers Meurer von 1770 ist der Turm noch eingezeichnet, in der "Müffling´schen" Karte von 1816 schon nicht mehr. Bereits Ende des 17. Jahrhunderts hat der verfallene Turmhof den Meindorfern als Steinbruch gedient. Reste des Turms wurden versteigert und gingen an den Kirchenbauverein Hangelar. Hier wurden die Steine 1830 für den Bau der Sankt Anna Kapelle verwendet. Alte Meindorfer kennen noch das Lied, das damals gedichtet wurde:
"In Meindorf stand ein großes Haus,
ein Turm, der lugte weit ins Land hinaus,
da dieser Turm zu verkaufen war,
kaufte ihn ein Schmied aus Hangelar.
Der Meister sah das Bauwerk an,
und dacht, was fang ich damit an,
ich brech es ab und Stein für Stein,
bauen wir uns ein Kirchelein.
Und wie´s gedacht , so ward´s getan,
spannte man die Ochsen an,
und fuhr die Steine klipp und klar,
allmählich all nach Hangelar.
Die Mutter Anna war bereit,
zu lindern manches Herzeleid,
und hat nach guter Mutterart,
das Hangelar vor Unglück stets bewahrt."