Unterirdisch und vergessen

September 2005
Die „Klagemauer“, eine alte Backsteinmauer neben der Kapelle wird abgerissen. Dahinter liegt ein Gartengrundstück. Hier sollen neue Doppelhäuser entstehen.  Doch dieses Grundstück birgt ein unterirdisches Geheimnis. Die alten Meindorfer wissen Bescheid und finden sich neugierig ein, als der Bagger mit seiner Arbeit beginnt. Zunächst wird, als die Gartenerde einen halben Meter weggebaggert ist, eine ebene Fläche von ca. 60 m2 frei.  Diese Fläche ist steinhart. Beton? Stein? Fels? Nun ja, Fels ist etwas unwahrscheinlich, die Vermutung, dass es sich um Überreste aus der römischen Zeit handelt, ebenfalls.
Der Bagger ist inzwischen mit einem Pressluftmeißel ausgestattet.  Damit rückt er der Steinfläche zu Leibe. Kurze Zeit später klafft in der ebenen Fläche ein Loch, modriger Geruch dringt aus der Tiefe. Was taucht hier aus der Vergangenheit auf?

 

Die Erklärung ist ein Stück Meindorfer Nachkriegsgeschichte. Nach dem zweiten Weltkrieg war auch in Meindorf die Grundversorgung mit Wasser und Elektrizität zusammengebrochen. Besonders Wasser war in den Sommermonaten knapp. Es war üblich in heißen Jahreszeiten die wenigen im Dorf vorhanden Handpumpen zu nutzen. Dort, wo diese Pumpen standen, waren immer beliebte Treffpunkte  wo Neuigkeiten aus dem Dorfleben ausgetauscht wurden.
Was aber, wenn besonders viel Wasser gebraucht wurde, zum Beispiel im Falle eines Feuers? Eine Lösung fand sich. Es gab eine Initiative der großen Bauernhöfe in Meindorf, die zum Ziel hatte, ein geeignetes Wasserreservoir zu bauen.  Das Reservoir entstand als unterirdisches Bauwerk mit rund 200 m3 Inhalt auf dem Grundstück neben der Kirche.  Unmittelbar an der Straße, eingebaut in die Backsteinmauer waren die Entnahmeventile. Die eiserne, stark verrostete Tür kannte jeder, aber wer wusste schon was sich dahinter verbarg?